Gedankensplitter
("Tiefsinnige Fragen")
Gedanken zum Thema Grober Denkfehler (Oktober 2018)
Vorab 2 Dinge:
1. Gilt auch für Männer (Symbolbild)
2. The truth will set you free, but first it will piss you off.
„Drum prüfe, wer sich (ewig) bindet, ob sich doch nicht noch etwas Besseres findet.“
Wirklich? Einmal genau darüber nachdenken.
Wieso nicht einmal mit dem zufrieden sein, was man im Moment hat und ist?
Woher kommt dieser ganze, völlig egobezogene und abstruse Hang zur ständigen Selbst- und Fremdoptimierung?
Glaube ich wirklich daran, dass ich durch irgendeine Änderung in der äusseren, materiellen Welt zu mehr dauerhaftem Frieden und Glück gelangen werde? Und wenn ja: Warum glaube ich das und – noch wichtiger – hat es bis jetzt jemals richtig funktioniert? Einmal untersuchen und in sich gehen, dann wird man schon herausfinden, ob es stimmt.
Leider ist es so, dass es eben nicht funktioniert. Es kann nicht funktionieren, weil es der materiellen Welt schlichtweg nicht gegeben ist, uns dauerhaft zu befriedigen. Sie ist zu unbeständig, ständig im Wandel, vergänglich und entzieht sich fast vollständig unserer Kontrolle. Dazu kommt, dass wir, wenn wir unser Glück im Äusseren suchen, doch vollkommen abhängig davon sind, was diese Welt uns bietet, verspricht und offeriert. Diese Abhängigkeit ist Unfreiheit. Die Welt macht uns andauernd hohle Versprechungen, die sie allesamt nicht einhalten kann. Daran ist nicht die Welt schuld (oder die Werbung, oder die sozialen Medien oder die Politik). Niemand ist schuld und doch, wenn man einen Schuldigen benennen müsste, dann wäre es unsere eigene Dummheit oder etwas nobler ausgedrückt: Unsere eigene Unwissenheit, unsere völlig unrealistischen Erwartungen, Hoffnungen und Träume. Nicht dass wir uns falsch verstehen. Träume und Hoffnungen zu haben ist an sich nichts Schlechtes. Nur sie sollten realistisch sein und wir sollten uns bemühen, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist und nicht, wie wir sie gerne hätten. Es gibt nichts zu tadeln, weder an der Welt noch an uns selbst. Es ist, wie es ist, weiter gar nichts. Die Welt wird nie so sein, wie wir sie gerne hätten. Aber wir können so sein, wie wir gerne sein möchten. Doch dazu ist eine tiefgreifende, innere Transformation nötig und unerlässlich. Die Welt ist die Welt, nichts weiter. Wir können weder sie, noch die Menschen ändern. Aber wir können uns selbst ändern und damit ändern wir die Welt. Es gibt keinen anderen Weg und er ist nicht ohne Mühe. Es liegt an uns, ob wir in gehen wollen oder einfach weitermachen, wie bisher. Weiter Sündenböcke suchen (gibt genug Auswahl: Die Eltern, der Chef, der Partner, die Nachbarn, die Politiker, die Medien, die Ausländer.. es gibt sogar Menschen, die machen das Wetter für alles verantwortlich). Wir können uns weiter etwas vormachen, uns noch ein wenig mehr ablenken, noch ein grösseres Auto kaufen oder noch mehr Geld verdienen. Wir können reisen, neue Leute kennenlernen, den Job wechseln (oder die Wohnung oder die Frau oder den Mann); wir können neue Fähigkeiten (Hobbies, Weiterbildung) erlernen, vielleicht wandern wir auch aus oder gehen ins Kloster; spielt unter dem Strich keine Rolle. Alles legitim und menschlich. Doch es führt nicht zur Freiheit, nicht zum unabhängigen Glück und innerem Frieden. Es schafft vielleicht kurzfristig ein wenig Befriedigung oder Erleichterung, macht das Leben ein wenig erträglicher.
Der Buddha hat gesagt (sinngemäss): Ich lehre nur Eines: Die Entstehung und die Ursachen des Leidens (#dukkha) und seine Überwindung. Er hat uns mit Kindern verglichen, die in einem brennenden Haus mit ihren Spielsachen spielen und sich aus Unwissen, nicht von ihren Spielsachen trennen können und weiter im Haus verbleiben, obwohl sie die Flammen jeden Moment verzehren können. Das brennende Haus ist unsere Lebenssituation. Es brennt an allen Ecken und Enden; in uns und um uns herum. Die Welt brennt, schon immer. Und doch machen wir immer weiter, können nicht loslassen, wollen nicht loslassen. Zu vertraut ist die trügerische Sicherheit der Dinge, zu verschleiert unser Blick, zu stark sind unsere Begierden und unsere Aversionen. Wie sind wirklich wie Kinder, die schreien, wenn sie etwas haben wollen, was sie nicht haben und ebenfalls schreien, wenn sie etwas loswerden wollen, was sie bereits haben. Und es wird eine Menge geschrienen auf dieser Welt; wer’s nicht glaubt, kann ja einmal den Fernseher anmachen oder eine Zeitung lesen oder am Stammtisch ein Bier trinken.
Wir alle sind mit Unwissenheit und Dunkelheit geschlagen und Veränderungen brauchen Zeit. Man kann nicht erwarten (und das wäre wieder eine unrealistische Ansicht), dass man einfach den Schalter umlegen kann und zack! alles ist gut und es herrscht für immer eitel Sonnenschein. Also: stufenweise. Zuerst einmal die gröbsten Scharten auswetzen und dann überprüfen, was sich geändert hat und dann adaptieren. Wir klettern ja auch nicht gleich auf den Mount Everest; mal zuerst mit dem Gurten anfangen. Es gibt nur Hier und Jetzt. Und nur im Hier und Jetzt ist eine Veränderung möglich. Alles andere ist Fantasie, Mind Fuck.
Und – seit vorsichtig mit Euren Wünschen, denn sie könnten in Erfüllung gehen. Seit weise (#yonisoManasikara) in der Art du Weise, wohin Ihr Eure Energie, Tatkraft und Eure Aufmerksamkeit lenkt, denn durch sie entstehen alle Dinge. Und seit lieb. Zu Euch selbst und zu allen anderen, denn wir haben alle das gleiche Problem. Wir alle haben #dukkha; es ist das Merkmal jeder Existenz. - Mögen alle Wesen glücklich sein.
Gedanken zum Thema Glück (April 2018)
Glück lässt sich in dem Sinne nicht konstruieren. Doch wenn man das Unheilsame , die Negativitäten, Be- und Ver-urteilungen, duales Denken (ich bin hier und da bist du), Gier, Abhängigkeit Hass, Ablehnung, Widerwillen, Groll, Verblendung und falsche Ansichten eliminiert und loslässt, dann bleibt Glück übrig.
Erkennen - nicht tadeln - annehmen - nicht tadel - ändern.
Nobody is perfect. - I am Nobody.
Credits: Alfred Weil, Ayya Khema